Lissabon – von Bergen, falschen Wohnungen und zerbrochenen Schluesseln

Endlich ist es soweit. Unser lang ersehnter Trip durch Portugal und Spanien kann beginnen. Am frühen Nachmittag landet unser Flieger bei wunderbarem Frühlingswetter in Lissabon. Nachdem wir unser Gepäck erhalten haben, beginnen mit der Suche nach unserer ersten Unterkunft.
Wie letztes Jahr versuchen wir auf Hotels zu verzichten und bei Privatpersonen aus aller Welt zu übernachten. Oft werden wir mit lieben Menschen und verrückten Geschichten belohnt.
Nach einer halben Stunde in der Metro und einhundert Metern zu Fuß finden wir auch schon unsere Hausnummer, klingeln und werden mit ein paar freundlichen portugiesischen Worten eingelassen. Ist ja ganz schön staubig hier. Wir schleppen unsere 40 Kilo Gepäck einen verdreckten Treppenaufgang in die nächste Etage, wo wir von verwirrten Bauarbeitern portugiesisch plappernd “begrüßt” werden. Nach einem gelungenem Englisch-Spanisch-Handzeichen-Gewirr unsererseits und einer knappen portugiesischen Antwort von den Bauarbeitern stellen wird fest: Die Hausnummer stimmt, die Straße aber nicht. Scheiße. Also wieder die ganzen Kacktreppen runter mit klobigen Gepäckmonstern und zurück auf Los.
Fängt ja eigentlich alles richtig super an. Zum Glück habe ich uns vorher keine Karte organisiert, sondern mich vollends auf mein Navigationsprogramm verlassen. Und was lernen wir daraus? Richtig. Nix. Das nächste Mal wird uns mit Sicherheit genau das Gleiche passieren. Das läuft alles fast so gut wie unser Lernkurs in Spanisch, den wir 2 Monate vor unserer Reise begonnen und eine Stunde später für beendet erklärt haben. Wir haben ja auch später noch genug Zeit, ein wenig die Grundlagen der Sprache zu lernen.
Egal, irgendwann finden wir die Straße, in der sich unser erstes Domizil befindet. Für die nächsten drei Tage wohnen wir in einer bunten Künstler-WG. Zé, unser Gastgeber, ist Musiker und kreiert Modelooks. Er ist gerade aus London von einer Promotion Tour seiner Platte zurück und hat am nächsten Tag ein Fashionshooting. Sehr spannend. Ich sollte auch mal über ein zweites Künstler-Standbein nachdenken.
Nach einer kurzen Vorstellungsrunde schieben wir unsere Gepäckmonster in unser Zimmer und beschließen, die Stadt zu erkunden.
Was uns vor der Tür erwartet, ist eine sehr junge Stadt. Die Menschen hier scheinen alle sehr liebenswert, ohne Eitelkeit und vollkommen unvoreingenommen zu sein. Im Gegensatz zu vielen anderen südländischen Großstädten kommt Lissabon ohne falsche Euphorie und Aufgeregtheit aus. Allgemein wirkt die gesamte Stadt ein wenig rustikal und heruntergekommen. Aber das mit einem gewissen Charme. Den Leuten hier ist es egal, wo du herkommst, was du für ein Auto fährst oder was für Kleidung du trägst. Wenn du mit ihnen eine gemeinsame Zeit verbringst, dann freuen sie sich darüber. Nicht mehr und nicht weniger.
Die einzige kleine Schwierigkeit, auf welche man sich hier einstellen sollte, sind Hügel. Es ist nicht so, dass man mal eben einen kleinen Berg erklimmen muss, um zu irgendeiner Sehenswürdigkeit zu gelangen. Nein, Man läuft eine steile Straße hinauf, um nach der nächsten Kreuzung gleich wieder mit dem Abstieg zu beginnen, mit dem leicht frustrierenden Ausblick, dass vor einem der nächste Hügel liegt. Sollte man sich also auf der Suche nach einer kleinen Kneipe ein klein wenig im Stadtteil geirrt haben, so kann man sich auf einen hügeligen Wandertag gefasst machen.
Am Abend kommen wir völlig fertig zurück zu unserer Unterkunft, stecken den Schlüssel ins Türschloss und brechen ihn ab. Ja klar, was für ein würdiger Rahmen für unseren Tag das doch ist. Zum Glück ist jemand zu Hause. Er lässt uns rein und verständigt sofort einen guten Freund…oder anderen Mitbewohner. So ganz hab ich das noch nicht raus. Er baute lachend das gesamte Schloss aus und meinte, wir sollen uns keinen Stress machen. Jetzt übernachten wir in einer WG mit angelehnter Tür, gesichert mit einem davor gelegten Hammer, sodass sie nicht von allein aufgehen kann. Bisher sind alle entspannt. Aber ich weiß nicht, ob das hier am allgemeinen Klima der WG liegt oder einfach nur, weil hier der ein oder andere Mitbewohner mehr als nur eine Zigarette geraucht hat.
Wir unterhalten uns noch ein wenig angeregt über Horrorfilme und gehen danach schlafen.
Uns wurde im übrigens heute nur sieben Mal Marihuana und zwei Mal Kokain auf der Straße angeboten. Ein neuer Rekord, der unsere Erfahrungen in Barcelona in den Schatten stellt.
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